Eines der Projekte, welches die Kinderhilfe Westafrika unterstützt, ist das Waisenhaus „Weedi ti pee-na“ (Gott ist mit uns). Es befindet sich in Taiacou, einem Dorf im Nordwesten Benins. Hier arbeiten zwei der Freiwilligen. Eine von ihnen, Laura, wird im Folgenden berichten, wie sie das Dorfleben und ihre Mitmenschen, die der Volksgruppe der Natemba angehören, in den letzten Monaten erlebt hat.


Die Natembas sind eine der vielen verschiedenen Volksgruppen Benins und sind in etwa drei bis vier Dörfern im Nordwesten des Landes beheimatet. Das Hauptdorf ist Taiacou, in dem auch der König der Natembas lebt. Dieser tritt vor allem bei traditionellen Festen und Zeremonien auf.
Da das Volk noch sehr mit seiner Tradition verwurzelt ist, spielen Zeremonien eine sehr große Rolle und die traditionelle Religion ist überall präsent.
So hat fast jeder Haushalt in seinem Hof einen Fetisch: der Ort oder Gegenstand, an dem den Ahnen geopfert wird. Mithilfe der Fetischeure (Zeremonienmeister) kann man Kontakt zu den Ahnen aufnehmen; sie um Rat fragen.
Dieses Jahr wird beispielsweise die Zeremonie der Frau durchgeführt, allerdings bekommen Außenstehende so gut wie nichts davon mit.

Da fast jeder seine eigenen Felder bewirtschaftet und viele Lebensmittel, wie beispielsweise Öl, selber herstellt, leben die Menschen relativ autark.
Neben der traditionellen Landwirtschaft gibt es in Taiacou nicht viele andere Berufe.
Wenn man durch das Dorf spaziert, fallen einem die kleinen, burgähnlichen Höfe der Einwohner auf. Meistens bestehen diese aus einer Schlafhütte, einer oft runden Kochhütte und Vorratsspeichern, die rund um den Hof angesiedelt und oft eingemauert sind. Die Gebäude sind häufig aus einer Mischung aus Erde und Wasser konstruiert und mit einem Stroh- oder Wellblechdach bedeckt.

Musik und Tanz spielt eine große Rolle. Es gibt sogar ein eigenes Lied über Taiacou, das über die Grenzen hinaus bekannt ist. Bei Beerdigungen wird drei Tage lang getanzt und jeden Samstag, dem großen Markttag in Taiacou, wird anschließend bis in die Morgenstunden gefeiert. Dabei fließt auch viel selbstgebrautes Hirsebier.

Naténi ist die hiesige Sprache, die in allen Natembadörfern und auch von den Natembas in den Städten gesprochen wird. Da Taiacou ein sehr großflächiges Dorf und die anderen Orte weit voneinander zerstreut liegen, haben sich viele Dialekte gebildet.
Die Sprache ist sehr auf unterschiedliche Tonhöhen und –längen ausgerichtet, wodurch wir Schwierigkeiten haben, Wörter voneinander zu unterscheiden.
Beispielsweise bedeutet das Wort „kari“ ein Mal „Markt“ und ein anderes Mal „sich setzen“, je nachdem wie lang oder kurz das „a“ ausgesprochen wird. So ähnlich verhält es sich mit vielen Wörtern. Naténi hatte bis vor einigen Jahren noch keine eigene Schrift, doch in den letzten Jahren haben sich Linguisten mit Natembas an die Verschriftlichung der Sprache gemacht. Allerdings kann bisher noch kaum jemand die Schrift lesen oder schreiben, sodass Alphabetisierungsprogramme ins Leben gerufen wurden. Verschriftlichung und Alphabetisierung befinden sich jedoch noch im Aufbau. Außer in der Schule wird kaum Französisch gesprochen, was die Sprache sehr lebendig hält und vorm Vergessen und Aussterben bewahrt.

Die Natembas sind sehr stolz auf ihre Kultur und identifizieren sich mehr mit ihrer Volksgruppenzugehörigkeit als mit Benin. So steht auch der Zukunft der Natembas nichts im Wege.