Ich bin Charlotte und eine der Freiwilligen des Jahrganges 2016/2017. Nun sind schon zwei Monate seit unserer Ausreise (7. September 2016) vergangen. Nach der Ankunft sind wir (die 14 Benin-Freiwilligen) erst einmal bei der Partnerorganisation, der MEV (Maison de l’émergence et de la vie) in Porto Novo im Süden untergekommen. Dort hatten wir Zeit, uns zu akklimatisieren und haben derweil auf das Ausstellen des Jahresvisums gewartet. Nachdem wir dieses erhalten hatten, sind wir in unsere Einsatzstellen gekommen. Die Freiwilligen, die im Süden des Landes tätig sind, haben zuvor noch ein fünftägiges Einführungsseminar in der MEV absolviert.
Ich bin eine der wenigen, die in einem Projekt im Norden von Benin ist. Insgesamt sind wir vier Freiwillige im Norden, jeweils zu zweit an einer Einsatzstelle.
So ging es für uns, ausgestattet mit dem frisch ausgestellten Jahresvisum, per zehnstündiger Busfahrt zu unseren Einsatzorten. Mein Einsatzort ist Natitingou. Das ist eine größere Stadt, welche zudem auch Hauptstadt des Departements Atacora ist (die einzelnen Regionen des Landes sind in Departements aufgeteilt, ähnlich wie in Frankreich, die Städte selbst in Arrondissements, auch das scheint an Frankreich angelehnt zu sein).
In Nati – wie die Beniner es liebevoll nennen – angelangt gab es natürlich auch für uns erst einmal ein fünftägiges Einführungsseminar. Nach ein paar weiteren Tagen, welche wir der Unterrichtsvorbereitung und der Akklimatisierung widmeten (die klimatischen Unterschiede zwischen Norden und Süden sind nicht zu negieren), war es endlich soweit: Schulbeginn und damit unser erster Arbeitstag. Die Arbeit lief langsam an, „doucement“, wie die Beniner hier gerne und oft sagen. Am ersten Tag gab es noch keinen Unterricht und so saßen wir im Sekretariat und nutzten die Zeit, um ein paar Lehrer, die Administration und unseren Stundenplan kennenzulernen.
An meiner Arbeitsstelle, dem „Collège Sion“, bin ich Deutschlehrerin der 4ème und Informatiklehrerin. Zusätzlich zu den Sion Schülern unterrichten wir in Informatik noch die Schüler des „Institut Biblique“. Dazu kommt noch ein Deutschclub, den wir einmal pro Woche für eine Stunde anbieten. Dieser ist auf freiwilliger Basis und für alle Klassenstufen, die Deutsch haben, offen. Wir spielen mit den Schülern und bringen ihnen dabei nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch etwas deutsche Kultur, Tradition und Lebensweise näher.
Die Arbeit macht uns sehr viel Spaß, auch wenn es zuweilen wirklich anstrengend ist. So langsam kommt auch Routine in den Unterricht und wir finden immer mehr heraus, wie man am besten mit den Schülern umgeht. Wenn wir nicht unterrichten, besuchen wir den Markt, waschen – Handwäsche ist gar nicht so einfach und vor allem sehr anstrengend – oder nehmen an den Angeboten in unserer Umgebung teil: Zweimal pro Woche findet die Probe für den Kirchenchor statt und unsere Mentorin macht einmal in der Woche eine Art Bibelstunde für die Kinder in ihrer Nachbarschaft. Auch diese Aktivitäten genießen wir sehr: Zum einen, weil wir in Kontakt mit neuen Leuten kommen und zum anderen, weil die Menschen hier super nett, offenherzig und freundlich sind. Natürlich ist es für uns auch eine gute Gelegenheit, ein bisschen was vom beninischen Miteinander mitzubekommen.
Die Kultur hier, obwohl schon ein Sechstel der Zeit vergangen ist und obwohl unsere Seminare in Deutschland und in Benin wirklich erste Sahne waren, lässt uns noch so manches Mal mit Fragen und Unverständlichem zurück. Auch die alltäglichen Dinge können wir manchmal noch nicht ganz einordnen. Man kann eben mit keinem Vorbereitungsseminar eine ganze Kultur verständlich machen. Das ist ja auch gerade das Spannende und Aufregende. Man lernt und erfährt jeden Tag Neues. Zum Glück sind wir meist einmal die Woche bei unserer Mentorin (einer Deutschen, die schon seit vielen Jahren in Benin lebt) und können sie mit den Fragen der Woche bombardieren. Das können ganz einfache Dinge sein, wie die Preise auf dem Markt (hier wird gehandelt, trotzdem ist es ganz gut, wenn man die Preiskategorie der Dinge kennt) oder aber auch, wie man Dinge korrekt und nach beninischer Art abklärt. Gott sei Dank sind der Direktor, der schon viele Freiwillige hatte, und unsere Gastmama sehr verständnisvoll, wenn wir dann doch einmal etwas nicht ganz richtig machen oder in ein Fettnäpfchen treten.
Wir merken allerdings auch, wie wir immer mehr in die Kultur eintauchen und die Umgebung immer besser kennenlernen. Damit einher geht auch das Zuhause-Gefühl, welches mit jedem Tag wächst und stärker wird.
So genießen wir unsere Zeit hier sehr und freuen uns jeden Tag auf die neuen Aufgaben und die etwaigen Herausforderungen!
Und auch, wenn wir manchmal Schwierigkeiten haben und natürlich nicht alles einfach ist, sind wir sicher, dass dieses Jahr eines der tollsten unseres Lebens wird!